EN 407:2020 / X12XXX
Die Norm EN 407:2020 („Protective gloves and other hand-protective equipment against thermal risks (heat and/or fire)“) legt Anforderungen und Prüfverfahren für Schutzhandschuhe fest, die gegen thermische Risiken – also Hitze und/oder Feuer – schützen sollen.
Wesentliche Inhalte der Norm
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Einsatzbereich: Die Norm gilt für Handschuhe bzw. Handschutzausrüstung, die Schutz bieten gegen eine oder mehrere der folgenden Gefahrenformen: Flammen, Kontakthitze, Konvektionswärme, Strahlungswärme, kleine Spritzer geschmolzenen Metalls, große Mengen flüssigen Metalls.
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Leistungsstufen: Für jede dieser Prüfarten wird eine Leistungsstufe von „1“ bis „4“ vergeben – je höher die Zahl, desto höher der Schutz. Wenn eine Prüfart nicht geprüft wurde, wird statt einer Zahl ein „X“ angegeben.
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Prüfung bei hohen Stufen: Wird eine Leistungsstufe 3 oder 4 in einer Kategorie beansprucht, so muss ein Mindestniveau in der Kategorie „Begrenzte Flammenausbreitung“ (Flame spread) erreicht werden (z. B. mindestens Stufe 3) – denn ohne gutes Verhalten bei Flamme kann keine sehr hohe Performance bei anderen thermischen Risiken gelten.
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Kennzeichnung: Auf dem Handschuh muss eine Piktogramm-Kennzeichnung angebracht sein, welche die erreichten Stufen zeigt. In der 2020er Version wurden klarere Piktogramme eingeführt, z. B. eines für Produkte mit Flamm-Ausbreitungsschutz und eines für Produkte ohne.
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Mechanische Mindestanforderung: Zusätzlich zur thermischen Prüfung muss der Handschuhmaterial mindestens eine Reißfestigkeit von 10 N erfüllen (entsprechend mindestens Leistungsstufe 1 bei der Reißprüfung nach EN 388:2016) – dies war eine Neuerung gegenüber der älteren Version.
Die sechs Prüfarten im Überblick
| Prüfart | Kurzbeschreibung | Leistungsstufen / Werte* |
|---|---|---|
| A – Begrenzte Flammenausbreitung (Limited flame spread) | Der Handschuh wird einer Gasflamme ausgesetzt, danach wird u.a. Nachbrenn- und Nachglimmzeit gemessen. | Stufe 1: ≤ 15 s Nachbrennen; Stufe 2: ≤ 10 s Nachbrennen & ≤120 s Nachglimmen; Stufe 3: ≤3 s / ≤25 s; Stufe 4: ≤2 s / ≤5 s. |
| B – Kontaktwärme (Contact heat) | Direkter Kontakt mit heißem Gegenstand. Es wird gemessen, wie lange die Innenseite des Handschuhs bleibt, bevor ein Temperaturanstieg von 10 °C eintritt. | Stufe 1: 100 °C ≥15 s; Stufe 2: 250 °C ≥15 s; Stufe 3: 350 °C ≥15 s; Stufe 4: 500 °C ≥15 s. |
| C – Konvektionswärme (Convective heat) | Schutz gegen Hitzeübertragung durch bewegte Gase (z. B. Flamme bzw. heiße Luft). | Stufe 1: HTI ≥4 s; Stufe 2: ≥7 s; Stufe 3: ≥10 s; Stufe 4: ≥18 s. |
| D – Strahlungswärme (Radiant heat) | Schutz gegen Infrarot- oder andere Wärmestrahlung ohne direkten Kontakt. | Stufe 1: ≥7 s; Stufe 2: ≥20 s; Stufe 3: ≥50 s; Stufe 4: ≥95 s. |
| E – Kleine Schmelzmetallspritzer (Small splashes of molten metal) | Anzahl „Tropfen“ geschmolzenen Metalls (z. B. 0,5 g-Tropfen), bis Innentemperatur um definierten Wert ansteigt. | Stufe 1: ≥10 Tropfen; Stufe 2: ≥15; Stufe 3: ≥25; Stufe 4: ≥35 Tropfen. |
| F – Große Mengen flüssigen Metalls (Large quantities of molten metal) | Menge an geschmolzenem Metall (z. B. Eisen) in Gramm, die benötigt wird, um die Schutzschicht bzw. ein Sensorfilm dahinter zu beschädigen. | Stufe 1: 30 g; Stufe 2: 60 g; Stufe 3: 120 g; Stufe 4: 200 g. |
* Werte beispielhaft, je nach Prüfverfahren leicht variierend nach Quelle.
Bedeutung für die Praxis
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Wenn ein Handschuh z. B. die Kennzeichnung “4 2 3 2 X X” nach EN 407 trägt, bedeutet das z. B.: Stufe 4 bei A (Flamm-Spread), Stufe 2 bei B (Kontaktwärme), Stufe 3 bei C (Konvektion), Stufe 2 bei D (Strahlung), und keine Angabe (X) bei E und F.
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Für Einsatzgebiete mit hohen thermischen Risiken (z. B. Schmelzmetall, Gießerei, Hochofen, Feuerwehr etc.) sind Handschuhe mit möglichst hohen Stufen in allen oder meisten Kategorien erforderlich.
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Beim Einsatz im Heimwerker- oder Handwerkerbereich (z. B. Dachdeckerarbeiten, Kamin- oder Ofenarbeiten) genügt oft ein mittleres Niveau (z. B. Stufe 2 oder 3) – wichtig ist, dass die jeweiligen Risiken des Arbeitsplatzes abgedeckt sind (z. B. offenes Feuer vs. heißes Gerät).
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Wichtig: Auch wenn eine gute thermische Leistung ausgewiesen ist, müssen weitere Schutzanforderungen berücksichtigt werden – z. B. Schnittschutz, Abrieb, Chemikalien – und die Handschuhe müssen passend zum Anwendungsfall ausgewählt werden.